Vertreter von Rettungsorganisationen sprachen mit Staatssekretär Klenk im „Haus der offenen Tür“ über ihre Wünsche. Mehr Material und eine bessere Finanzierung – das war dabei zu hören.

Rund 20 Verantwortliche von Blaulicht-Organisationen diskutierten mit Staatssekretär Wilfried Klenk über Katastrophenschutz im „Haus der offenen Tür“ in Walldürn.

Mehr Geld, mehr Material und eine bessere Alarmierung – das wünschten sich Vertreter von Feuerwehr, DRK, THW und DLRG bei einem Gespräch mit Wilfried Klenk, Staatssekretär im Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Kommunales des Landes Baden-Württemberg am Freitag im „Haus der offenen Tür“ in Walldürn.

„Wir müssen die Bevölkerung für Katastrophenfälle sensibilisieren’’, forderte Nina Warken (CDU). Die Bundestagsabgeordnete und Präsidentin der THW-Landesvereinigung Baden-Württemberg begrüßte rund 20 Vertreter von Freiwilliger Feuerwehr, DRK, DLRG und THW im „Haus der offenen Tür“ in Walldürn zu einem Gespräch mit Wilfried Klenk, Staatssekretär im Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Kommunales des Landes Baden-Württemberg.

Sie wies darauf hin, dass nach der Flutkatastrophe in Rheinland Pfalz und in Nordrhein-Westfalen derzeit über Alarmierungssysteme diskutiert werde, zum Beispiel durch Sirene, SMS oder Smartphone-App. Außerdem erinnerte sie daran, dass schon vor vier Jahren der damalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière die Bürger darauf hingewiesen hätte, sich Vorräte für den Notfall anzulegen. „Man ist für die eigene Vorsorge selbst verantwortlich“, sagte Warken.

„Wer hätte sich träumen lassen, dass im Deutschland des 21. Jahrhunderts das Toilettenpapier zu Mangelware wird?“, fragte der Staatssekretär zu Beginn seines 45-minütigen Vortrags. Einen Tag vor dem 11. September wies Klenk auf mögliche Katastrophenszenarien hin: einen Terroranschlag wie der auf dem Breitscheidplatz in Berlin, Cyber-Angriffe, Lahmlegung der Stromversorgung oder eine Katastrophe wie im Ahrtal. Die Flutkatastrophe habe gezeigt, dass das Land ein besseres Warnsystem benötige und eine Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft von Fachleuten, die Katastrophenmeldungen bewerten könne. Klenk informierte darüber, dass der Bund bereits ein Sirenenförderprogramm über 88 Millionen Euro beschlossen hätte.

„Doch die Warnung vor Katastrophen allein reicht nicht“, sagte der Staatssekretär. „Es muss auch etwas folgen.“ Wer weiß schon, bei welchem Sirenensignal man das Radio einschalten soll? Außerdem seien im Katastrophenfall die Notrufnummern schnell überlastet. Deshalb wolle man die Notrufleitstellen auf eine neue Plattform mit einheitlicher Technik setzen und miteinander verbinden. Außerdem werde darüber diskutiert, die Zahl der Leitstellen zu reduzieren. „Mir geht das alles viel zu lange“, sagte Klenk. „Aber man muss viele Akteure unter einen Hut bringen.“ Grundsätzlich wünscht er sich, die Bevölkerung stärker in den Katastrophenschutz einzubinden. Auch die Einführung von digitaler Funktechnik sei ein bedeutendes Thema.

Außerdem ging Klenk auf die Frist, bis wann alarmierte Hilfe vor Ort sein sollte, ein. Diese sogenannte Hilfsfrist betrug bisher zehn bis 15 Minuten. Bisher habe man dieses Ziel nicht flächendeckend erreicht. Jetzt wurde diese „doppelte Hilfsfrist“ abgeschafft und stattdessen zwölf Minuten als Planungsgröße festgelegt. „Das bedeutet, wir brauchen so viele Rettungswachen im Land, dass das möglich ist“, sagte Klenk. Außerdem wolle man ein Tele-Notarzt-System einführen. Ärzte sollen dem Rettungspersonal von der Ferne aus Anweisungen geben können.

Standort für Luftrettung
Zudem will das Land zwei weitere Luftrettungsstandorte einrichten, einen davon bei Osterburken. Damit will man erreichen, dass ein Notfall-Patient in maximal 60 Minuten zu einer Klinik gebracht werden kann. Klenk berichtete davon, dass man landesweit eine Ersthelfer-App einführen will, vergleichbar mit der App „Mobile Retter“, die im Neckar-Odenwald-Kreis schon seit Jahren im Einsatz ist.

Der Staatssekretär sprach auch pandemiebedingte Herausforderungen an. So habe die DLRG seit 18 Monaten keine Rettungsschwimmer mehr ausbilden und keine Schwimmkurse mehr anbieten können. Auch bei der Feuerwehr habe die Aus- und Weiterbildung unter den Corona-Maßnahmen gelitten. Generell sei es in dieser Zeit schwierig gewesen, Nachwuchs für die Hilfsorganisationen zu gewinnen. Sorge bereitet den Staatssekretär, dass immer wieder Rettungskräfte bespuckt, beschimpft oder mit Steinen beworfen worden seien. Auch habe er kein Verständnis für Bürgerentscheide, die sich gegen den Bau von Feuerwehrhäusern richten. Erfreulich dagegen sei es, dass Rettungsorganisationen seit diesem Jahr 130 Euro pro Kopf erhalten. Außerdem ist er davon überzeugt, dass die Pandemie „die Blaulichtorganisationen zusammengeschweißt“

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